Energetische Maßnahmen sind bei Immobilieneigentümern momentan das große Thema. Doch die Kosten für klimafreundliche Heizung, Dämmung oder neue Fenster summieren sich schnell auf viele tausend Euro. Da kommen staatliche Förderungen wie gerufen.
Sanierer profitieren von hohen Zuschüssen
Bonn · Das sagen die Experten!
Lüftungsanlage einer Wärmepumpe vor einem Wohnhaus.
FOTO: SILAS STEIN/DPA
Wärmepumpen wollen jetzt alle haben. Bei vielen bestehenden Wohngebäuden stellt sich aber die Frage nach der Effizienz der Technik, meint der Verband Privater Bauherren (VPB) in Fulda. Hintergrund: Diese Heizungen liefern meist nur Temperaturen um die 35 Grad. Das ist vergleichsweise wenig. Herkömmliche öl- oder gasbetriebene Brennwertheizungen produzieren um die 65 Grad heißes Wasser. Zwar kann man auch im Bestandsbau eine Wärmepumpe einsetzen. Doch der Verband der Bauherren befürchtet, dass Eigentümer älterer Objekte mit horrendem Stromverbrauch durch die Pumpen zu rechnen haben.
Also müsse die Bausubstanz verbessert werden. Dämmen, Fenster erneuern, Leitungen isolieren die Liste möglicher und notwendiger Maßnahmen ist lang, wenn der Altbau fit für die umweltfreundliche Technik gemacht werden soll. „Hier ist ein umfassendes Konzept und eine gute Planung unverzichtbar“, sagt Bauexperte Dipl.Ing. Thomas Weber vom VPB. Er warnt sogar vor voreiligen Schritten: Bei umfassenden Maßnahmen sollte nicht an der Planung und vor allem auch nicht an den notwendigen Kontrollen durch unabhängige Experten gespart werden.“
Energieberater sind schwer zu bekommen
Genau das ist oft das Problem: Viele dieser Fachleute sind momentan ausgebucht. Das bedeutet: Modernisierer müssen Zeit mitbringen, bis sich ein avisiertes Projekt realisieren lässt. Schließlich arbeiten nicht nur die Energieberater, sondern auch die Handwerksunternehmen an ihrer Kapazitätsgrenze. Überdies gibt es immer noch Lieferengpässe beim Material, selbst wenn sich die Situation hier in den vergangenen Monaten verbessert hat. Und nicht zuletzt:
Umfassende Maßnahmen Schattenseite sind teuer. „Die der energetischen Sanierung sind die Kosten und die Frage, wie sich die Sanierung organisieren lässt. Auch die Förderwege sind furchtbar kompliziert“, kommentiert Henning Dieke, Geschäftsführer des Beratungs- und Maklerbüros Cloudberry in Köln die Situation. Er weist aber darauf hin, dass vor allem Sanierer teilweise von hohen Zuschüssen und günstigen Finanzierungen profitieren. „Im Bestand gibt es tolle Förderungen“, sagt Dieke. Das Angebot sei vielfältig. So wurde im Januar dieses Jahres ein Bonus für serielle Sanierung in Höhe von 15 Prozentpunkten der Auftragssumme eingeführt
Die Bundesregierung begründet die neue Zuwendung damit, dass sich mit innovativen seriell vorgefertigten Dach- und Fassadenelementen inklusive Installationstechnik der Sanierungsaufwand und die Kosten deutlich verkürzen ließen. Zum Januar 2023 ist die novellierte Bundesförderung für effiziente Gebäude in Kraft getreten. Mit neuen Förderboni und leichteren Förderbedingungen will die Bundesregierung möglichst viele Eigentümer bei der energetischen Sanierung ihrer Häuser unterstützen.
Immer mehr Kunden der PSD Bank West eG merken an, dass die staatliche Förderung in ihrer Ausgestaltung und Beantragung mitunter zu kompliziert ist, berichtet Vorstandsvorsitzender René Königshausen. „Wir haben deshalb einen Modernisierungskredit für Photovoltaik- und Solaranlagen als auch für Wärmepumpen herausgebracht, der sehr gut angenommen wird.“ Der Kredit sei ebenso einfach wie transparent. Der mögliche Kreditbetrag kann laut Königshausen zwischen 10 000 und 50 000 Euro gewählt werden und liegt gerade bei 4,19 Prozent (gebundenen Sollzinssatz) unbesichert, das heißt man braucht keine Grundschuld eintragen und muss der Bank gegenüber nur den Nachweis erbringen, dass die abgerufenen Mittel auch eins zu eins für Photovoltaik- und Solaranlagen oder für Wärmepumpen eingesetzt worden sind.
Modernisierungsberater
Die engen Kapazitäten bei den Energieberatern und die Komplexität der Förderprogramme bewegen auch Mejreme Ristemi, Abteilungsleiterin Baufinanzierung bei der Volksbank Köln Bonn eG. „Um die Kundinnen und Kunden in ihren ersten Überlegungen zur energetischen Modernisierung optimal zu begleiten, haben unsere Mitarbeiter erst kürzlich eine spezielle Ausbildung zum zertifizierten Modernisierungsberater durchlaufen. Damit können wir viele Fragen der Kunden, vor Einbindung des Energieberaters, bereits beantworten. Zudem erweitern wir zeitnah unsere Produktpalette und bieten unkomplizierte und kostengünstige Darlehensmittel zur Förderung nachhaltiger Sanierungsmaßnahmen an.“
„Grundsätzlich gibt es durchaus auch gute staatliche Förderprogramme“, ergänzt die Baufinanzierungsexpertin. „Neben den KfW-Programmen gibt es beispielsweise Wohnbauförderprogramme des Landes NRW.“ Zu vielen Programmen berät die Volksbank Köln Bonn direkt. Je nach Einkommenshöhe empfehlen wir unseren Kundinnen und Kunden aber auch die Beratungsstellen der Kommune aufzusuchen.“ Die Darlehensmittel werden laut Mejreme Ristemi in diesem Fall direkt vom Land vergeben. „Den Prozess begleiten wir aber auch dann vollständig für unsere Kundinnen und Kunden.“ Die Kritik an der Komplexität der Programme teilt die Expertin: „Die Rahmenbedingungen des Landes sind, je nach Förderung, unserer Ansicht nach teilweise zu eng und komplex gestaltet.“ Oft seien Zwischenfinanzierungen nötig. „Hier wären Optimierungen wünschenswert.“
Die staatliche Förderung
Erste Ansprechpartner: Wer eine Komplettsanierung umsetzen und dafür Förderung beantragen möchte, wendet sich an die staatliche Kreditanstalt für Wiederaufbau, die KfW. Wer nur Fenster, Türen oder Heizung austauschen möchte, kontaktiert das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA). Für Einzelmaßnahmen ist allein das BAFA zuständig, wie die Bundesregierung auf ihrer Internetseite klar herausstellt.
Geförderte Maßnahmen: Das Bundesamt unterstützt Immobilieneigentümer, wenn sie eine neue Heizungsanlage einbauen wollen. Momentan gewährt der Staat einen Heizungs-Tausch-Bonus für Öl-, Gas, Kohle- und Nachtspeicherheizungen in Höhe von bis zu 40 Prozent – etwa für Wärmepumpen. Wenn die bestehende Heizung optimiert wird, gibt es 15 Prozent der Aufwendungen. In dieser Höhe wird auch die Dämmung von Außenwänden und Dach sowie der Austausch von Türen und Fenstern mitfinanziert – das Stichwort lautet „Förderung für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle“. Die Höchstgrenze liegt bei 60000 Euro pro Wohneinheit und Kalenderjahr. Der Zuschuss für eine energieeffiziente Lüftungsanlage mit Wärme-Rückgewinnung beträgt zum Beispiel 15 Prozent. Wer es schafft, einen Energieeffizienz-Experten zu bekommen, erhält für die Fachplanung der Sanierungsmaßnahme die Hälfte des Honorars.
Bei Umsetzung einer Sanierungsmaßnahme als Teil eines im Förderprogramm „Bundesförderung für Energieberatung für Wohngebäude“ geförderten individuellen Sanierungsfahrplans ist ein zusätzlicher Bonus von 5 Prozent möglich. Das sind einige ausgewählte Beispiele. Es ist nicht leicht, die richtige Förderung zu finden. Interessierte können unter www.bafa.de unter dem Stichwort Energie recherchieren. Die Förderungen sollen aber noch weitergehen: Mit dem Gesetzentwurf zur Novelle des Gebäudeenergiegesetzes soll der verbindliche Umstieg auf erneuerbare Energien beim Heizen gesetzlich verankert werden. Das heißt konkret, dass ab dem 01.01.2024 möglichst jede neu eingebaute Heizung zu mindestens 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden muss. Daher wird in der Folge auch die Förderung angepasst“, so das Bundeswirtschaftsministerium.
Selbstnutzer und private Kleinvermieter mit bis zu sechs Wohneinheiten, die selbst mit im Haus wohnen, sollen einheitlich 30 Prozent für den Austausch einer klimafreundlichen Heizung erhalten. Zusätzlich zur Grundförderung soll es Klimaboni geben – etwa für jene Eigentümer, die nach dem neuen Gesetz durch Ausnahmeregelungen nicht zum Tausch ihrer alten Heizung verpflichtet wären. Vorgesehen sind zusätzlich 20 Prozent Förderung. Wer sich mehr engagiert als gefordert, soll sonst 10 Prozent mehr bekommen. Was am Ende kommt, bleibt abzuwarten. Die geplanten Hilfen stehen bekanntlich zur Diskussion.