Faked News oder nur Misinformation

Bonn · Medienexperte und Kommunikationswissenschaftler Christian Hoffmann klärt für die Online-Fortbildung NewsCheckNRW über Fake News auf.

FOTO: Prof. Dr. Christian Hoffmann

Was sind eigentlich „Desinformationen“?
In der Forschung unterscheiden wir drei Begriffe: Malinformationen, Misinformation und Desinformation. Die „Malinformation“ ist eine korrekte Information, die aber zum Beispiel aus dem Zusammenhang gerissen wurde und dadurch in die Irre führen kann. Die „Misinformation“ ist tatsächlich eine falsche Information, die allerdings nicht unbedingt mit der Absicht zur Irreführung verbreitet wird. Die „Desinformation“ zeichnet aus, dass falsche Informationen absichtlich verbreitet werden

 

Warum gibt es Falschmeldungen in journalistischen Medien?
Fehler sind menschlich und schleichen sich auch in Redaktionen ein. Gerade in Krisen- und Ausnahmesituationen können Misinformationen verbreitet werden, wenn zugleich die Unsicherheit und der Zeitdruck hoch sind. Hinzu kommt, dass in solchen Situationen vermehrt Akteure auftreten, die tatsächlich Desinformation verbreiten. Ich denke da etwa an den Krieg in der Ukraine oder den Gaza-Konflikt.

 

Wie oft treffen wir auf Fake News?

Amerikanische Studien zeigen, dass weniger als ein Prozent von dem, was durchschnittliche Bürgerinnen und Bürger an Medien konsumieren, als Misinformationen gelten. Von diesem Ergebnis sind viele überrascht, denn wir gehen davon aus, es im Alltag viel häufiger mit Fake News zu tun zu haben. Der Begriff ist allerdings auch stark politisch aufgeladen. Wenn Befragte in Studien angeben, dass sie häufig an Misinformationen geraten, dann meinen sie damit oft: Ich sehe Dinge, die mir nicht gefallen oder die meinem politischen Weltbild widersprechen. Außerdem gibt es eine Minderheit von Bürgerinnen und Bürgern, die relativ viel Mis- und Desinformation konsumieren – und zwar meistens, weil sie gezielt danach suchen, um ihr Weltbild zu bestätigen.

 

Woher wissen wir, dass wir es mit Fake News zu tun haben?
Wahrscheinlich muss man sich im Alltag auf Daumenregeln verlassen. Eine gute Daumenregel ist, wenn ein qualitativ hochwertiges Medium etwas schreibt, dann wird das wahrscheinlich zutreffend sein. Eine zweite, sehr einfache, Daumenregel ist auch: Finde ich das plausibel oder nicht, was ich da lese oder höre?

 

Was würden Sie raten, um Jugendliche für das Thema zu sensibilisieren?
Aus der Kognitionsforschung wissen wir, dass wir neuen Informationen in der Regel mit einer relativ hohen Skepsis begegnen. Wir neigen also eher dazu, neue Informationen abzulehnen, als ihnen blind zu vertrauen. Der starke Fokus auf die falschen Informationen ist aus meiner Sicht weniger hilfreich als das Befördern von guten Informationen. Wir haben einen größeren Hebel, etwas zu bewirken, wenn wir Menschen dabei helfen, seriöse Quellen oder gute Informationen zu identifizieren. Oft ist der Unwille, dazuzulernen, die größere Herausforderung als die Gefahr, auf etwas hereinzufallen.


Dieses Interview ist Teil der kostenlosen Online-Fortbildung NewsCheckNRW für Lehrkräfte. Dort gibt es noch mehr Expertenwissen rund um das Thema Medienkompetenz. Den NewsCheckNRW können alle Interessierten finden unter: newscheck.nrw