Hyperlokaler Journalismus funktioniert

Bonn· Journalist Marc-Stefan Andres klärt für die Online-Fortbildung NewsCheckNRW über die Besonderheiten eines hyperlokalen Mediums auf.

FOTO: Marc-Stefan Andres

Was ist „RUMS“ und was ist die Idee dahinter?

Vor fünf Jahren haben wir mit der Idee für RUMS – das Name steht für „Rund um Münster“ – begonnen, weil wir der Meinung waren, dass Münster eine vielfältigere Medienlandschaft benötigt. Wir wollten RUMS daher als eine Ergänzung zur traditionellen Tageszeitung anbieten, auch durch unseren zweimal wöchentlich erscheinenden Newsletter.

 

Was können neue lokaljournalistische Angebote wie „RUMS“ erreichen?

Wir versuchen, andere Themen aufzugreifen wie zum Beispiel Klima, soziale Gerechtigkeit und Gender-Mainstreaming. Dadurch, dass unsere Berichterstattung von der traditionellen Tageszeitung abweicht, haben wir politische Debatten angeregt und eine korrigierende Funktion übernommen.

 

Was ist das Besondere an einem (hyper-)lokalen Medium?
Der größte Vorteil liegt darin, dass wir vollständig digital sind. Die klassische Tageszeitung, wie wir sie gedruckt kennen, wird in fünf bis sieben Jahren wohl nicht mehr existieren. In einer Welt, in der wir ständig mit globalen Ereignissen konfrontiert werden, bietet die Fokussierung auf lokale Themen eine Art Beruhigung und die Möglichkeit, sich mit den unmittelbaren Belangen vor Ort zu beschäftigen.

 

Welche Veränderung braucht es im Lokaljournalismus, damit auch junge Menschen dafür begeistert werden?

Es ist wichtig, dass Redaktionen sich intensiv mit jungen Menschen beschäftigen, um herauszufinden, was sie interessiert. Wir müssen darauf vertrauen, dass junge Leute wissen, was sie konsumieren möchten, und sie aktiv in journalistische Prozesse einbinden, um relevante Inhalte zu produzieren. Um junge Menschen zu erreichen, müssen wir auf Plattformen wie Instagram oder TikTok präsent sein und hochwertigen Lokaljournalismus zugänglich machen.

 

Wie kann guter Lokaljournalismus in Zukunft aussehen?

Lokaljournalismus kann nicht mehr davon ausgehen, dass jeder Tageszeitung liest. Wir müssen in verschiedene Communities eintauchen und versuchen, sie für lokale Themen zu mobilisieren. Wir brauchen deutlich mehr finanzielle und personelle Ressourcen, um wirklich in die verschiedenen Stadtteile zu gehen und einen vielfältigen und inklusiven Lokaljournalismus zu gestalten. Ich persönlich sehe hyperlokale Online-Medien als einzige Lösung, um den Lokaljournalismus langfristig zu erhalten.

Dieses Interview ist Teil der kostenlosen Online-Fortbildung NewsCheckNRW

für Lehrkräfte. Dort gibt es noch mehr Expertenwissen rund um das Thema Medienkompetenz. Den NewsCheckNRW können alle Interessierten finden unter: newscheck.nrw

Quellen:
https://www.rums.ms/ueber-uns/

https://t1p.de/netzpolitik-rums

https://taz.de/Stadtmagazin-RUMS-in-Muenster/!5772865/